In der Kaiser-Max-Straße 38 erinnert ein Stolperstein an den politischen Widerstandskämpfer Leo Lutz.
Leo Lutz wurde am 9.02.1904 in Hohenreuten bei Mindelheim als Sohn einer Landwirtsfamilie geboren. Er war von Beruf Bauhilfsarbeiter. Zunächst war er in der Landwirtschaft der Eltern tätig und zeitweise im staatlichen Forstbetrieb. Ab 1927 lebte er fest in Kaufbeuren und arbeitete bei verschiedenen Baustellen als Hilfsarbeiter und in Sägewerken. In den Jahren 1929 bis 1933 war er weitestgehend arbeitslos. Zwischen 1931 und 1932 trat er der „Roten Hilfe“ bei, einer der KPD nahestehenden Organisation, die sich der Unterstützung von inhaftierten Genossen und ihren Angehörigen verschrieben hatte.
Im April 1933 wurde er zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt, da er im Februar beim Verkauf der kommunistischen Schrift „Der rote Faden“ gefasst wurde. „Der rote Faden“ wurde von mehreren Kaufbeurer Kommunisten, darunter Michael Rauch, Johann und Karolina Schmid, vor allem unter der Arbeiterschaft der Mechanischen Spinnerei und Weberei verbreitet. Leo Lutz engagierte sich nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis weiterhin politisch im Untergrund, trotz der immerwährenden Gefahr entdeckt zu werden.
Zwischen 1933 und 1936 hatten sich in ganz Schwaben Widerstandszellen gegen das NS-Regime gebildet. In Kaufbeuren fand sich für die im Untergrund agierende KPD eine größere Gruppe von Kämpfern zusammen. Die Widerstandskämpfer arbeiteten daran, neue Mitstreiter zu gewinnen und knüpften Kontakte in umliegenden Städten wie Peiting, Peißenberg, Schongau, Memmingen, Mindelheim und Obergünzburg. Da die Parteiführung der KPD in München, mit der die Gruppen im Austausch standen,von einem Spitzel der Gestapo unterwandert war, konnten die kommunistischen Widerstandszellen in Südbayern in einer groß angelegten Verhaftungswelle gestellt werden. Bis Sommer 1936 wurden allein in Kaufbeuren 17 Personen des kommunistischen Widerstands verhaftet und im November 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Zu ihnen zählte auch der Kaufbeurer Leo Lutz. Er hatte ab 1935, den Kaufbeurer Klemens Sailer als Kopf der illegalen Ortsgruppe der KPD abgelöst.
Am 28. Mai 1936 wurde er verhaftet und zusammen mit weiteren Kaufbeurer Kommunisten angeklagt wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“. Bis zur Gerichtsverhandlung war er in Untersuchungshaft in München-Stadelheim. Im Prozess wurde er zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Er verbüßte die Haftstrafe im Zuchthaus Kaisheim bei Donauwörth. Nach Ende seiner Haft kam er nicht frei, sondern war bis zum Kriegsende 1945 im Konzentrationslager Dachau und dessen Außenlager in Allach. Er überlebte den Krieg und starb 1988 im Alter von 84 Jahren. Als Leo Lutz 1936 verhaftet wurde, musste er seine Ehefrau und seine siebenjährige Tochter allein zurücklassen und sollte über neun Jahre nicht mehr nach Kaufbeuren zurückkehren.
Fotografie: Staatsarchiv Augsburg, JVA Kaisheim Gefangenenakte 3892
Weiterführende Literatur: Wolfgang Kunz, Widerstand und Verfolgung in Kaufbeuren (1933 bis 1945). In: Stefan Dieter (Hrsg.), Kaufbeuren unterm Hakenkreuz, Kaufbeurer Schriftenreihe 14, Thalhofen 2015, S. 210–234.
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