Ludwig Ganghofer

Ludwig Ganghofer. © Stadtmuseum Kaufbeuren.

  • Ludwig Ganghofer. © Stadtmuseum Kaufbeuren.
  • Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma. © Stadtmuseum Kaufbeuren.

Die Person

Wenn Sie Ganghofer für eine völlig uninteressante Persönlichkeit halten, dann haben Sie sich vielleicht noch nicht näher mit ihm beschäftigt. Der Autor Ludwig Ganghofer wurde am 7. Juli 1855 in Kaufbeuren geboren. Er war lange Zeit der meistgelesene, auflagenstärkste Autor in deutscher Sprache. Er ist noch im Bewusstsein unserer Generation vorhanden, weniger als Literat, vielmehr als Vorlagengeber für zahlreiche Heimatfilme wie „Schloss Hubertus“ oder „Das Schweigen im Walde“. Daneben schrieb Ganghofer auch Theaterstücke, Erzählungen und Gedichte.

Die Handlungen spielen oft in den bayerischen Alpen, im Vordergrund stehen die Schicksale und Erlebnisse „einfacher Leute“. Auch die Welt des Adels und der Künstler ist wiederkehrendes Thema in Ganghofers Werk. Die Romanfiguren denken und handeln, wie es ein breites Lesepublikum erwartete. Ein Kunstdialekt, der Anklänge an oberbayerische und schwäbische Mundart erkennen lässt, verleiht seinen Romanen und Bühnenstücken eine Aura von Bodenständigkeit und bleibt gleichzeitig für ein breites Publikum verständlich.

Ein schwer fassbarer Charakter

Das Kaufbeurer Stadtmuseum beherbergt seit 1928 über 400 Exponate aus Ganghofers Nachlass. Es dokumentiert damit ein beachtliches Stück aus Ganghofers Lebens- und Schaffensgeschichte. Der meist als Heimatdichter bezeichnete Autor war leidenschaftlicher Jäger und verbrachte mit Vorliebe seine Zeit auf dem Land, wie es zahlreiche lange Aufenthalte während der Sommermonate in den österreichischen und bayerischen Alpen zeigen. Sein Leben ähnelt auf den ersten Blick dem seiner klischeehaften Romanfiguren, doch entpuppt sich Ganghofer bei genauerer Betrachtung als sehr vielschichtige Persönlichkeit mit vielfältigen Interessen.

Er gehörte zur tonangebenden bürgerlichen Gesellschaftsschicht in München und stand in Kontakt mit zahlreichen Künstlern und Schriftstellern seiner Zeit wie Franz Defregger oder Rainer Maria Rilke. Zu seinen Freunden zählten die Maler Franz von Stuck und Arnold Böcklin, der Schriftsteller Ludwig Thoma und der Komponist Johann Strauß. Ganghofer widmete sich auch privat den Künsten: Er spielte Flöte und Zither, malte Aquarelle und zeichnete Bühnenentwürfe. Während er als Vertreter der so genannten Heimatkunstbewegung in seinen Werken die „verkommene Großstadt“ mit ihrem technisch-industriellen Fortschritt ablehnte, unterhielt er ein privates elektrophysikalisches Labor, in dem er wohl auch Versuche durchführte.

Einerseits also ein begabter und erfolgreicher Schriftsteller, der die Betrachtung der Natur als literarischen Gegenstand entdeckte, ein neidloser Förderer des künstlerischen Nachwuchses, ein begehrter Gesellschafter und Freund in Künstlerkreisen. Andererseits ein Mann mit scheinbar mangelndem politischen Instinkt, der Schöpfer des Bayernklischees, ein Meister der Lebensinszenierung und des Rollenspiels zwischen ländlicher Bodenständigkeit und städtischem Salonvergnügen.