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Zwangsarbeiterinnen in der Spinnerei und Weberei Momm, vor 1943 (Bayr. Wirtschaftsarchiv, F103/380), Foto: Stadtmuseum Kaufbeuren

Zwangsarbeiterinnen in der Spinnerei und Weberei Momm, vor 1943 (Bayr. Wirtschaftsarchiv, F103/380), Foto: Stadtmuseum Kaufbeuren

  • Zwangsarbeiterinnen in der Spinnerei und Weberei Momm, vor 1943 (Bayr. Wirtschaftsarchiv, F103/380), Foto: Stadtmuseum Kaufbeuren
  • Karteikarte Francesco Caputo, Sprengstoff-Versuchs-Gesellschaft Kaufbeuren (ITS Bad Arolsen, Dokumenten ID: 71719444), Foto: Stadtmuseum Kaufbeuren

Donnerstag, 7. November 2024

Massenverbrechen Zwangsarbeit. Kaufbeuren wagt Erinnerung

ab 22.11.2024

Das Stadtmuseum Kaufbeuren führt seine 2018 begonnene Spurensuche zum Nationalsozialismus fort. Das Ausstellungsprojekt „Massenverbrechen Zwangsarbeit“ nimmt bislang unerzählte Geschichte(n) in den Blick. Basierend auf Zeitzeugnissen und Archivalien zeigt das Stadtmuseum eine von der Kulturwissenschaftlerin Dr. Maria Anna Willer erarbeitete Intervention in der Dauerausstellung.

Vertiefte Recherchen zur NS-Zwangsarbeit

Dank vernetzter digitaler Recherchemöglichkeiten und der Bearbeitung von neu entdeckten Beständen des Stadtarchivs Kaufbeuren kann die Geschichte der NS-Zwangsarbeit in der Stadt Kaufbeuren heute vertiefter und individueller betrachtet werden. Die Stadt Kaufbeuren stellt sich diesem Erbe – 79 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur und erinnert, dokumentiert und legt das Unrecht der NS-Zwangsarbeit offen als Verbrechen an über 4.000 Menschen aus vielen Nationen Europas.

Das Kriegsende im April 1945 in Kaufbeuren

Beim Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte in Kaufbeuren Ende April 1945 befreiten diese mehrere tausend Menschen, welche für die Rüstungsindustrie unter Zwang und in Gefangenschaft arbeiteten und die unmenschlichen, teils lebensbedrohlichen Arbeits- und Lebensbedingungen überlebt hatten. Sie waren Teil eines von der NS-Herrschaft im „Deutschen Reich“ und den besetzten Gebieten etablierten Ausbeutungssystems, das Menschen nach angeblichen „Rasse-Kriterien“ einteilte und die menschliche Arbeitskraft profitorientiert bis zu deren vollkommenen Erschöpfung oder Tod nutzte.

In Kaufbeuren leisteten die aus vielen Ländern Europas Verschleppten Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie oder für die Aufrechterhaltung der heimischen Wirtschaft. Nur kurze Zeit später entstand 1946 auf den Trümmern der ehemaligen Munitionsfabrik Dynamit AG und den Baracken des Zwangsarbeiterlagers der neue Stadtteil Neugablonz.

Eine Ausstellung in der Ausstellung

In der Intervention – die anhand mehrerer Stationen in die Dauerausstellung und das Foyer des Museums integriert ist –  werden die Namen von 4.205 Zwangsarbeitenden erstmals genannt, Stätten der Zwangsarbeit in Kaufbeuren beleuchtet, ausgewählte Einzelbiographien vorgestellt und die juristische und lokalgeschichtliche Aufarbeitung der Zwangsarbeit in der Nachkriegszeit betrachtet.

Künstlerische Spurensuche ab Januar

Ab 24.01.2025 zeigt das Stadtmuseum die Ergebnisse der künstlerischen Spurensuche von Cornelia Renz. In ihren Arbeiten greift sie Zeitzeugnisse und Archivalien auf und entwickelt diese künstlerisch weiter. Cornelia Renz ist in Kaufbeuren aufgewachsen, hat kurz nach der Wende in Leipzig studiert und lebte viele Jahre in Israel. Fragen nach dem Verhältnis von Heimischen, Vertriebenen und Zugewanderten sind ihr wichtig.

Neben eigenen Arbeiten umfasst Cornelia Renz‘ Ausstellung Video- und Fotoarbeiten jüdisch- und palästinensisch-israelischen Künstlerinnen und Künstler Raya Bruckenthal, Raafat Hattab, Michelle Medenblik und Zvi Tokolsky.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Kulturfonds Bayern des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst

FÜHRUNGEN

  • Samstagsführungen, 15 Uhr: 7.12.2024, 4.01., 1.02., 22.02., 15.03., 12.04., 26.04.2025
  • Sonntagsführungen, 11 Uhr: 24.11.; 22.12.2024; 19.01.; 9.02.; 2.03.; 30.03.; 27.04.2025
  • Kuratorinnenführung mit Dr. Maria Anna Willer: Sonntag, 15.12.2024, 11 Uhr
  • Künstlerinnenführung mit Cornelia Renz: Sonntag, 23.02. und 13.04.2025, 11 Uhr
  • Projektpräsentation mit der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck und Cornelia Renz: Donnerstag, 27.03.2025, 18 Uhr, Eintritt frei!

VERANSTALTUNGEN IM STADTMUSEUM

  • Buchpräsentation „Kaufbeuren unterm Hakenkreuz. Band 3 “Kaufbeurer Schriftenreihe Band 25: Donnerstag, 28.11.2024, 18 Uhr, Eintritt frei mit Voranmeldung
  • Buchpräsentation Dr. Dietmar Schulze: „Die Aussichten für die Zukunft Ihres Kindes sind leider ausserordentlich ungünstige.“  Kinder und Jugendliche in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee 1940 - 1945 - Schriftenreihe IMPULSE, Band 21 (Bildungswerk Irsee): Montag, 27.01.2025, 18 Uhr, Eintritt frei, mit Voranmeldung
  • Konzert mit Violinistin Julia Kuhn: „Entartete Musik". Verbotene Musik der NS-Zeit. Werke von Schulhoff, Ben-Haim, Hindemith, Mamlok, Weber: Donnerstag, 20.02.2025, 19 Uhr, Vorverkauf im Stadtmuseum
  • Lesung mit Comic-Künstlerin Barbara Yelin: „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“: Donnerstag, 22.05.2025, 19 Uhr, Vorverkauf im Stadtmuseum

Wir bitten bei allen Veranstaltungen um Anmeldung unter 08341/9668390 oder stadtmuseum@kaufbeuren.de.

VERANSTALTUNGEN AUSSERHALB DES STADTMUSEUMS

  • 1948 – Die Ausstellung: Wie der Staat Israel entstand: 11.–29.11.2024, Mo–Fr 8–12 Uhr, Mo 13–16 Uhr, Do 14–16 Uhr - Foyer vor dem Sitzungssaal Rathaus-Neubau, Am Graben 3, 87600 Kaufbeuren
  • „Kaufbeurer Geschichte(n) unter dem Hakenkreuz“: Samstag, 23.11. + Sonntag, 24.11.2024, 18 Uhr / Donnerstag, 16.01. + Freitag, 17.01.2025, 19.30 Uhr / Kulturwerkstatt Kaufbeuren, Geschichtenladen, Kaisergäßchen 18, ab 12 Jahren, Vorverkauf im Stadtmuseum
Kontakt
Stadt Kaufbeuren

Stadtmuseum

Frau Weber
Kaisergäßchen 12-14
87600 Kaufbeuren

Telefon:
08341/966839-11

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