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Foto: Stadtmuseum Kaufbeuren

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Dienstag, 30. Januar 2024

Dokumentarfilm „Ein Reich in Schachteln. Auf den Spuren des Kaufbeurer Heimatforschers Kurat Frank“

Am 29. Januar 2024 wurde ab 16.00 Uhr der Dokumentarfilm „Ein Reich in Schachteln. Auf den Spuren des Kaufbeurer Heimatforschers Kurat Frank“ im Stadtmuseum Kaufbeuren vor einem ausgewählten Publikum vorgestellt. Die in Kaufbeuren ansässige Riehl-Frank-Stiftung verwahrte in mehreren historischen Gebäuden eine der größten heimatkundlichen privaten Sammlungen im deutschsprachigen Raum.

Diese Bestände wurden inzwischen ins Bayerische Hauptstaatsarchiv übernommen und die Häuser geräumt. Der Film fängt das ganz eigene Ambiente ein, das in den historischen Räumlichkeiten der Stiftung in Kaufbeuren herrschte.

Tausende Holzschachteln, nach Ortschaften, Regionen und Sachthemen sortiert und beschriftet, füllten in der Kemptener Straße 18 zwei Stockwerke, einen Dachboden und ein Nebengebäude. Abschriften alter historischer Quellen finden sich ebenso darin wie Beschreibungen untergegangener Bräuche, Nacherzählungen lokaler Sagen, Skizzen und Bilder längst abgebrochener Bauten und vor allem unzählige Zeitungsausschnitte zu unterschiedlichsten zeitaktuellen Themen.

Die Sammlung geht zurück auf den Priester und Heimatforscher Dr. Christian Frank (1867-1942), der sie Ende des 19. Jahrhunderts begründete. Sie war Franks persönliche Wissensdatenbank und zugleich wichtigste Fundgrube für die ebenfalls von Frank herausgegebene Zeitschrift „Deutsche Gaue“. Frank war Anhänger des Nationalsozialismus und seiner rassenhygienischen Überzeugungen.

Letzteres erhielt durch seine Tätigkeit als Hausgeistlicher der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren mit dem Zweigkrankenhaus Irsee zusätzliche Brisanz. Ab August 1940 wurden 400 Patientinnen und Patienten aus Irsee nach Grafeneck (Baden-Württemberg) und Hartheim bei Linz (Oberösterreich) verlegt und dort ermordet. In Irsee wurden zwischen 1941 und 1945 über 800 Patientinnen und Patienten in den reichsweiten „Euthanasie“-Aktionen gezielt mit Medikamenten getötet, starben an Unter- und Mangelernährung oder wurden zwangssterilisiert.

Die Belastung Christian Franks wurden durch einen Vortrag von Prof. Martina Steber am 15. März 2015 öffentlich bekannt. Der Stadtrat von Kaufbeuren beschloss daraufhin einstimmig, die Kurat-Frank-Straße in Kaufbeuren umzubenennen.

Nach Franks Tod im Jahr 1942 errichtete sein Schüler Meinrad Weikmann die „Wilhelm Heinrich Riehl – Dr. Christian Frank-Gedächtnisstiftung“. Hauptaufgabe der Stiftung sollte es sein, an Frank zu erinnern und seine heimatkundliche Sammlung weiterzuführen.

Mit dem Tod von Meinrad Weikmann 2019 begannen Überlegungen zum weiteren Umgang mit der Stiftung und ihrer Sammlung. Die Staatlichen Archive Bayerns erklärten sich bereit, archivwürdige Teile der Sammlung ins Bayerische Hauptstaatsarchiv zu übernehmen. Die finanziell nicht mehr tragfähige Stiftung soll aufgelöst werden.

Mit der Auflösung der Riehl-Frank-Stiftung und der Räumung des Stiftungsanwesens verschwindet ein bauliches Ensemble mit eigentümlichem, von Kurat Frank inspiriertem Charakter.

Um der Nachwelt einen Eindruck davon zu sichern, wie es in den Gebäuden einmal ausgesehen hat und was es mit Christian Frank und den „Deutschen Gauen“ auf sich hatte, beauftragte das Stiftungs-Kuratorium die Südkino GmbH aus München mit einer filmischen Dokumentation zur Geschichte der Riehl-Frank-Stiftung. Die Kosten dafür übernahm die Stadt Kaufbeuren.

Der Film ist nun fertig und wird am 29. Januar 2024 ab 16.00 Uhr im Stadtmuseum Kaufbeuren vor einem ausgewählten Publikum uraufgeführt.

Anwesend sein werden unter anderem der Generaldirektor der Staatlichen Archive und Stiftungsvorsitzende, Dr. Bernhard Grau, und der Oberbürgermeister der Stadt Kaufbeuren, Stefan Bosse. Die Öffentlichkeit hat nach diesem Termin Gelegenheit, den Film zu den üblichen Öffnungszeiten im Stadtmuseum anzusehen.

Kontakt
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